2018 – Namibia

Endlich war es soweit. Die Taschen waren gepackt, mit dabei meine neue Kamera, die Sony Alpha 6000 mit einem Weitwinkel- und einem Teleobjektiv. Ich hatte das Gefühl, gut ausgerüstet zu sein. Im Nachhinein betrachtet wäre zwar mit besserem Equipment noch mehr möglich gewesen, aber es war meine erste eigene Kameraausrüstung. Schon in der Berufsschule und in den überbetrieblichen Kursen hatte ich grossen Spass am Fotografieren von verschiedensten Motiven in diversen Situationen. Nun war ein Roadtrip durch ganz Namibia geplant, unter anderem mit unterschiedlichen Safari-Touren. Ich freute mich sehr, das Gelernte endlich richtig anwenden zu können.

Zunächst stand aber die insgesamt fast 24-stündige Anreise an. Von Buchrain ging es an den Flughafen Zürich, mit dem Flugzeug in der Nacht nach Johannesburg und von dort weiter in die Hauptstadt von Namibia, nach Windhoek. Müde kamen wir an und holten zunächst unseren Mietwagen für die nächsten drei Wochen ab, einen riesigen Geländewagen, mit dem man in der Schweiz wohl in kein Parkhaus gepasst hätte. In der Hauptstadt nutzten wir den ersten Tag vor allem, um uns an das Klima zu gewöhnen und Vorräte zu besorgen. Die wenigen Sehenswürdigkeiten in Windhoek waren schnell abgeklappert.

Als Erstes fuhren wir Richtung Süden in die berühmte Kalahari-Wüste. Wir konnten unseren Augen kaum trauen, als wir noch auf dem Weg zur ersten Lodge die ersten Antilopen entdeckt hatten. In der Schweiz ist es schliesslich eine Seltenheit, wenn man Wildtiere im Alltag antrifft. Am Abend brachen wir auf zu unserer ersten „Sundowner-Fahrt“ – eine tolle namibische Tradition. Bei einer ca. zweistündigen Rundfahrt im Geländewagen auf dem riesigen Gebiet der Lodge gab es Herden von Oryx-Antilopen, Gnus und vereinzelte Sträusse zu beobachten. Am Ende hielten wir auf einer leichten Anhöhe, tranken einen Gin-Tonic, das „Nationalgetränk“ Namibias, und genossen den fantastischen Sonnenuntergang. Am nächsten Tag erkundigten wir die Umgebung zu Fuss und konnten in einiger Entfernung noch die ersten Zebras entdecken, bevor es zum nächsten Stopp weiterging, der Namib-Wüste.

In der Namib-Wüste, die bekannt ist für ihre roten Sanddünen, hatten wir eine ganztägige, geführte Safari gebucht. Lange vor Sonnenaufgang fuhren wir mit unserem Guide John los, um das beste Licht für Fotos im Nationalpark nicht zu verpassen. Durch die markanten Schatten aufgrund des tiefen Sonnenstandes am frühen morgen, wirkten die Sanddünen noch viel beeindruckender als tagsüber. Nicht nur wegen des Lichts, auch wegen der vielen Leute, war das frühe Aufstehen eine gute Entscheidung gewesen. Da John sich im ganzen Park bestens auskannte, konnte er uns als eine der ersten Gruppen zur bekannten „Dune45“ navigieren. Wir machten dort allerdings nur einen kurzen Zwischenstopp und fuhren weiter zu einer der grössten Sanddünen des Nationalparks – dem sogenannten „Big Daddy“. Uns wurde eine spektakuläre Aussicht vom Gipfel in rund 300 Metern Höhe versprochen, und so machten wir uns an den Aufstieg. Eine äusserst anstrengende Stunde später erreichten wir den „Gipfel“. Der Spruch zwei Schritte vor, ein Schritt zurück trifft wohl auf kaum eine andere Situation so gut zu, wie auf das Besteigen einer Sanddüne. Nach dem Abstieg, der um einiges leichter ging als der Aufstieg, landeten wir direkt beim bekannten „Deadvlei“, einer von Sanddünen eingeschlossenen, ausgetrockneten Ton-Pfanne mit lauter abgestorbenen Bäumen. Nach einem ausgiebigen Picknick mitten in der Wüste, erhielten wir am Nachmittag einen Grundkurs im Spurensuchen. Mit sehr viel Hilfe von John schafften wir es tatsächlich, zwei giftige Insekten auszugraben – einen Skorpion und die sogenannte „dancing white lady“.

Der nächste Halt war die Küstenstadt Swakopmund. Vieles an diesem Städtchen erinnert heute noch stark an frühere Zeiten, als Namibia eine deutsche Kolonie war. So fanden wir unter anderem auch „echte“ deutsche Biergärten. Jedenfalls sahen sie genau gleich aus, wie diejenigen in Deutschland. Die Tage in Swakopmund nutzten wir vor allem, um unsere Kleider zu waschen. Wir genossen es aber auch, nach einigen Tagen in der Wüste wieder mal etwas anderes zu sehen. Auf dem Weg zum nächsten Ziel machten wir einen Abstecher zum Naturreservat Cape Cross. Man hatte uns gesagt, dort gäbe es Seebären zu sehen. Ich hatte noch nie eine Robbe in freier Wildbahn gesehen und hoffte, einige Tiere zu sehen. Was mich dort aber erwartete, hätte ich mir nicht vorstellen können. Tausende Tiere lagen dicht gedrängt am Strand herum. Bei vielen waren wir uns nicht sicher, ob sie einfach schliefen oder gestorben waren. Auf jeden Fall stank es im ganzen Gebiet bestialisch. Jeder, der schon einmal dort war, weiss, wovon ich rede.

Das nächste Ziel auf unserer Route war das Highlight der Reise. Der fast 23’000 km2 grosse Etosha Nationalpark im Norden bietet einem grossen Teil der Tierwelt Namibias Lebensraum. Auch vier der berühmten „Big Five“ leben in dem Nationalpark. Der Löwe, Leopard, Elefant und das Nashorn sind allesamt zu finden. Will man sich voll und ganz auf die Tierwelt konzentrieren, empfiehlt es sich, eine geführte Safari zu buchen. Die verschiedenen Tourguides sind täglich im Park unterwegs und kennen sich in dem riesigen Gebiet hervorragend aus. Ausserdem stehen die meisten über Funk miteinander in Kontakt. Wenn irgendwo etwas besonderes passiert, erfährt man das mit ziemlicher Sicherheit.

Unsere Reisezeit gegen Ende der Trockenperiode war perfekt, um Wildtiere zu beobachten. Wir hatten den ganzen Tag über riesiges Glück. Mehr als fünf verschiedene Antilopenarten in riesigen Herden, dazu unzählige Zebras, Elefanten, Giraffen wo man auch hinsieht. Unser absolutes Highlight bescherte uns jedoch unser dortiger Guide Otto. Auf dem Weg zu einer Wasserstelle erhielt er einen Funkspruch. Daraufhin wendete er plötzlich und fegte in abenteuerlichem Tempo über die holprigen Schotterstrassen. Es lohnte sich. Keine zehn Meter neben der Strasse hatte eine andere Gruppe einen Leoparden entdeckt, der seelenruhig in den Baumkronen ruhte. Die Chance, überhaupt einen zu sehen, ist schon sehr gering. Einen Leoparden direkt neben der Strasse zu finden, ist praktisch unmöglich. Selbst für den einheimischen Guide war es ein unbeschreibliches Erlebnis, dieses elegante Raubtier aus nächster Nähe zu beobachten. Dies war der krönende Abschluss eines ereignisreichen Tages, an welchem wir tatsächlich alles, was wir uns gewünscht hatten, sehen konnten.

Das einzige Tier, welches wir nun unbedingt noch sehen wollten, war der Gepard. Und die Chancen standen nicht schlecht. Unser letzter Stopp war die Okonjima Lodge, welche bekannt für ihre „Cheetah Walks“ ist. Die Geparden, die auf dem Gelände leben, wurden grösstenteils als Jungtiere ohne Mutter in der Wildnis gefunden und in der Auffangstation der Lodge aufgezogen. Im Zuge der Auswilderung tragen viele einen Sender, mit welchem sie leichter aufgespürt werden können. Als wir einen Geparden angepeilt hatten, durften wir sogar aussteigen und uns bis auf wenige Meter nähern. Einerseits liegt das daran, dass sich die Tiere an Menschen gewöhnt sind, andererseits überschätzt man im Fernseher die Grösse der Geparden. Sie zählen tatsächlich nicht zu den Grosskatzen und unser Guide versicherte uns, dass sie Menschen nicht angreifen würden. Das mussten wir einfach glauben. So nah an diese Tiere heran zu kommen und ihnen in die Augen zu blicken, war ein eindrückliches Erlebnis und ein schöner Abschluss dieser dreiwöchigen Rundreise durch Namibia.

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